FAMILIENAUFSTELLUNG

SKIZZIERUNG DES VERFAHRENS

Im Unterschied zu systemischer Familientherapie, bei der mit den real existierenden Familienmitgliedern gearbeitet wird, wird beim Familienstellen die konflikthafte Familiensituation mit Repräsentanten und Repräsentantinnen aus der Gruppe gestellt.

Sinn ist, über das sichtbare (Dar-)Stellen der Problemsituation durch die Protagonistin oder den Protagonisten – das sind diejenigen, die ihre Familiensituation näher beleuchten wollen –, die verschiedenen Perspektiven des Problems sicht- und spürbar zu machen. Hier wird in eigener Regie die erlebte Familiensituation intuitiv mittels Helfern aus der Gruppe räumlich dargestellt und somit anders erfahrbar gemacht.

Für das Familienstellen werden also ›Protagonisten‹, das sind die Personen, die eine problematische Familiensituation untersuchen oder einen Aspekt davon einbringen wollen, sowie ›Repräsentanten‹ und ›Repräsentantinnen‹ benötigt, die aktiv mittun und bereit sind, Stellvertreterrollen einzunehmen. Sie repräsentieren z.B. das Kind, den Vater, die Mutter usw. und geben Auskunft darüber, was sie an diesem Platz, an den sie gestellt worden sind, sehen, spüren und erleben.

Durch diese Form der räumlichen DarStellung entsteht im Raum unter den Repräsentanten ein sogenanntes ›Feld‹, eine Atmosphäre, die von den einzelnen Repräsentantinnen und Repräsentanten ganz unterschiedlich erlebt wird. Sie werden nach ihren Eindrücken befragt und geben Auskunft über ihr Empfinden, welches sie an eben genau diesem Standort mit genau jener Blickrichtung haben.

Für die Protagonisten wird jeweils ein ›Hilfs-Ich‹ gewählt, dass deren eigene Position innerhalb der (Regenbogen-)Familie symbolisiert. Somit haben sie die Gelegenheit, ihre eigene Darstellung der Familiendynamik einmal von außen zu betrachten und auf sich wirken zu lassen.

In der Gesamt-Darstellung kristallisieren sich allmählich die verlorenen, einsamen, überforderten oder belasteten Positionen Einzelner heraus. Etwas fühlt sich ›nicht stimmig‹ an. Das ›Problem‹ bekommt auf diese Weise ein deutlicheres Gesicht.

Im nächsten Schritt geht es dann darum, ›Lösungen‹ für das Problem zu finden.

Wie muss es sein, damit es sich ›richtig‹ anfühlt? An dieser Stelle wird mit ritualisierten Sätzen gearbeitet, deren Sinn es ist, die Dinge zurechtzurücken, sodass am Ende ein gefühlt stimmigeres Bild der Regenbogenfamilie entstehen kann.

Familienstellen ist also ein intuitives und sehr persönliches Verfahren, das von der Gruppe viel Offenheit und Einfühlungsvermögen erfordert.

Es stärkt allerdings auch sehr die persönlichen Beziehungen untereinander, da es sich eben nicht um eine DarStellung wie im Theater handelt, sondern gerade auch die Repräsentanten emotional stark mit einbezieht und persönlich ergreift.

In diesem Sinne ist es eine Methode, die deutlich macht, dass wir Menschen einander gut gebrauchen können, um uns selbst und unsere Lebenssituation besser zu verstehen.